Erklärungsversuch
Freimaurerei ist eine weltweite humanitäre Gemeinschaft. In ihr vereinigen sich Menschen aller sozialen Schichten, Bildungsgrade und religiöser Auffassungen. Freimaurer setzen sich ein für Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, für Humanität und Toleranz. Freimaurerei ist keine geheime Gesellschaft, wie ihr oft nach-
gesagt wird – sie ist lediglich eine etwas diskrete, eine verschwiegene Gesellschaft.
Ob und wie man Freimaurer wird, hängt wesentlich von der Einstellung ab, die man zu sich selbst, zu seiner Umwelt und zur Transzendenz findet. Und, ob diese Haltung, sei sie angeboren oder anerzogen, zu einem lebensbe-
stimmenden Element zu werden vermag. Nicht die Zugehörigkeit zu einer Loge macht den Freimaurer aus, sondern sein Verlangen, das Licht zu sehen.
Die Arbeit des Maurers an sich selbst hat ihre Begründung in der Situation des Menschen, die sich zwar im Laufe der Jahrhunderte und Jahrtausende äußerlich gewandelt hat, im tiefsten Grunde jedoch immer gleich geblieben ist: in der Frage nach dem Grunde und dem Sinn unseres Hierseins, in der Frage nach unserem Weg und unserem Ziel.
Die Wahrheit ist unveränderlich, die Art und Weise ihrer Überlieferung ist es nicht. Freimaurerei ist die immer aktuelle Anpassung ältester Kultvorstellungen der Menschheit und der sich aus ihnen ergebenden ethischen Verhaltensweisen an die jeweiligen politischen und geographischen Gegebenheiten.
Die Einmaligkeit der Maurerei liegt in ihrem eigenen Wesen. Sie ist eine Bruderschaft, die uraltes Wissen der Menschheit um die Geheimnisse des Lebens bewahrt. Sinn und Bedeutung ihrer Symbolik geht weit über eine nur ethisch-moralische Ausdeutung hinaus. Als Initiationsgemeinschaft stellt sie Anforderungen einer Art und eines Umfangs an Kandidaten und Mitglieder, wie sie es bei anderen, nur gesellschaftlich orientierten Vereinigungen nicht gibt. Sie unterscheidet sich von ihnen durch das Ritual.
Erst mit der rituellen Aufnahme erwirbt ein Suchender die Mitgliedschaft der Loge und wird Freimaurer. Je nach dem Grad seiner inneren Erlebnisfähigkeit und seiner Bereitschaft zur beharrlichen Arbeit an sich selbst, wird er mehr oder weniger tief in das Mysterium der Königlichen Kunst eindringen. Ihm selbst bleibt es letztlich überlassen, wie viel er empfängt oder mit wie wenig er sich zufrieden gibt.
Die Maurerei verfehlt ihren Sinn, wenn sie sich lediglich als eine Institution zur Verbesserung der menschlichen Beziehungen, etwa im Sinne einer humanistischen Union mit karitativen Nebenaufgaben, missversteht und zur Darstellung bringt. Es gibt eine hinreichende Zahl von Organisationen, die dafür besser geeignet sind.
Und das ist Freimaurerei:
Daheim ist sie Güte,
Im Geschäft ist sie Ehrenhaftigkeit.
In Gesellschaft ist sie Höflichkeit.
In der Arbeit ist sie Anständigkeit.
Für den Unglücklichen ist sie Mitleid.
Gegen das Unrecht ist sie Widerstand.
Für das Schwache ist sie Hilfe.
Dem Gesetz gegenüber ist sie Treue.
Gegen den Unrechttuenden ist sie Vergessen.
Gegenüber Andersdenkenden ist sie Toleranz.
Für den Glücklichen ist sie Mitfreude.
Vor dem GBaW ist sie Erfurcht und Liebe.
(Freimaurermuseum St. Michaelisdon)